Elfrieda Dyck
Elfrieda Dyck Klassen wird 1917 als jüngstes von 14 Kindern in Donskaja, Russland, geboren. 1925 siedelt die Familie nach Kanada über.
Nach ihrer Ausbildung zur Krankenschwester ist sie eine der beiden ersten Frauen, die im Zweiten Weltkrieg von der Hilfsorganisation MCC (Mennonite Central Committee) nach Europa geschickt werden, in einem Militärkonvoi, bedroht durch Unterseeboote.
Bei ihren Einsätzen in England in der Betreuung von Kindern und Jugendlichen, die unter dem Krieg leiden, lernt sie Peter Dyck kennen - die beiden heiraten 1944.
Elfrieda Dyck auf dem Schiff.
(Photosammlung MCC).
Das Ehepaar Dyck betreut jahrelang mennonitische Flüchtlinge in Holland, Berlin, Backnang und verhilft vielen zur Flucht und Auswanderung per Schiff nach Südamerika. Diese Schiffe werden teilweise nur durch Elfrieda begleitet. Besonders dramatisch gestaltet sich die Reise mit der Charlton Monarch.
Ihr Leben lang ist Elfrieda, inzwischen auch Mutter von zwei Töchtern, engagiert in der Hilfsarbeit des MCC in den USA und in Europa. Zusammen mit ihrem Mann schreibt sie das eindrückliche Buch Auferstanden aus Ruinen.
2004 stirbt sie im Alter von 84 Jahren.
Die Reise mit der Carlton Monarch
“Let my people go" -"Lasst mein Volk gehen!" Es ist Juli 1948. Elfrieda Dyck steht dem feindseligen Kapitän und der Besatzung der Charlton Monarch gegenüber und spricht mutig die Worte aus, die Moses im alten Ägypten zum Pharao sprach. "Ihr Volk" -das sind um die 800 mennonitische Flüchtlinge aus Russland. Unter der Leitung von MCC (Mennonite Central Committee) haben sie sich auf das Schiff Charlton Monarch begeben, in der Hoffnung auf ein neues Leben in Paraguay. Nach mehr als sechs Wochen an Bord eines schwankenden Schiffes, das die meiste Zeit ohne Strom treibt, sind die Flüchtlinge an Bord der Charlton Monarch im Hafen von Recife, Brasilien, gestrandet. Die Reederei hält sie hin mit Versprechungen, während die Flüchtlinge im Dunkeln bleiben, mit verdorbenem Essen und ohne Sanitäranlagen, 2.500 Meilen von ihrem Ziel Buenos Aires entfernt. Die 31-jährige Elfrieda, die einzige MCC-Vertreterin an Bord, legt sich mit den leitenden Offizieren des Schiffes an und erklärt, sie werde ihre Leute vom Schiff holen.
Mit Hilfe der IRO (International Relief Organization) beginnt sie, Flüchtlinge nach Asunción, Paraguay auszufliegen. Sie plant, dies eine Woche lang jede Nacht zu tun, bis alle von Bord sind. Die Alten, Kranken und Mütter mit Neugeborenen werden mit dem ersten der Nachtflüge losgeschickt. Wie der Kapitän sieht, dass es Elfrieda gelingt, ihre Leute wegzubringen, verlegt er das Schiff aus dem Hafen in den Freihafen, angeblich, um bei der Reparatur des Schiffes Anlegegebühren zu sparen.
Unerschrocken arrangiert Elfrieda ein Boot, das mehrmals in der Nacht vom Schiff zum Dock fährt. Kinder, Alte, Schwache: alle klettern im Dunkeln mit ihren spärlichen Habseligkeiten die Notleiter hinunter, aussen am Schiff entlang, während das Boot unten auf den Wellen auf und ab schaukelt. Die Charlton Monarch ist am 16. Mai 1948 von Bremerhaven aus in See gestochen. Die letzten der Flüchtlinge verlassen das Schiff am 10. Juli und gelangen schliesslich alle nach Paraguay.
Ingrid Koss; Elfrieda Dyck (1917–2004); Willing Servant, Influential Leader in Profiles of Mennonite faith No. 52, Spring 2012, https://mbhistory.org/profiles/dyck-e/.
Peter und Elfrieda Dyck, Up From the Rubble: The Epic Rescue of Thousands of War-ravaged Mennonite Refugees, Scottdale, Pa., 1991. (dt. Auferstanden aus Ruinen, Kirchheimbolanden, 1994).
Peter Dyck; Bericht von Peter Dyck - Charlton Monarch - Mennonitische Flüchtlinge, https://www.youtube.com/watch?v=MawT73jxWfk.