Einleitung
Täuferische Überzeugungen waren in vielen Teilen Europas bis weit ins 18. Jahrhundert nicht geduldet. Von Glaubens- und Gewissensfreiheit konnte keine Rede sein. Mit repressiven Massnahmen versuchten Obrigkeiten, das eigene Territorium «täuferfrei» zu halten.
Liste der 1710 aus Bern deportierten Täuferinnen und Täufer (Auszug) (Gemeindearchiv Röthenbach, Schenk-Chronik Bd. II, 76f.)
Manche Täuferinnen und Täufer gaben dem Druck nach und kehrten – zumindest äusserlich – zu konformem Verhalten zurück. Andere blieben bei ihren Überzeugungen. Etliche versteckten sich oder zogen sich zurück, um nicht aufzufallen. So hofften sie, unbehelligt zu bleiben.
Es war ein Leben in steter Unsicherheit. Immer wieder wurden Täuferinnen und Täufer verraten und aufgespürt. Einige warteten gar nicht erst, bis man sie entdeckte. Sie verliessen die Heimat vorher. Andere wurden lebenslänglich inhaftiert, auf die Galeeren verurteilt, ausgewiesen, ausgeschafft oder auf ewig verbannt. Gehen oder Gegangen-Werden: das schien für viele die einzige Option zu sein.
Es gehört zu den Grundfragen des Menschseins, was angesichts von Schwierigkeiten im Leben am besten zu tun ist: Gehen oder Bleiben?
Manche argumentierten mit einem Vers aus dem Evangelium für das Weggehen: «Wenn man euch nicht aufnimmt und eure Worte nicht hören will, dann geht fort aus jenem Haus oder jener Stadt und schüttelt den Staub von euren Füssen.» (Mt 10,14).
Es waren vor allem die niederländischen Mennoniten, welche ihren verfolgten Glaubensverwandten im Bernbiet das Weggehen ans Herz legten. Und es waren vor allem die zur Amischen Richtung zählenden Taufgesinnten im Berner Oberland, die so ihre Heimat verliessen. Nach 1800 gab es dort – anders als im Emmental - kaum noch Täufer.