Adi Walujo

Nach einem Interview vom 23. Juli 2015 an der Mennonitischen Weltkonferenz in Pennsylvania/USA zum Tagesthema Konflikt und Versöhnung.[1]

Bild von Adi Walujo

Ich bin Pastor einer kleinen Gemeinde in einer ländlichen Gegend.[2] Vor einigen Jahren kam nach dem Osterfest eine Gruppe von Muslimen auf das Kirchengelände. Sie versperrten die Tür unserer Kirche und sagten, wir dürften unser Kirchengebäude nicht benutzen und keine Aktivitäten durchführen, die mit unserem christlichen Glauben zu tun hätten.

Wir waren überrascht, denn manche ihrer Familienmitglieder gehörten auch zu unserer Gemeinde. Die meisten unserer Gemeindemitglieder haben nämlich einen muslimischen Hintergrund.

Einige Gemeindemitglieder kamen nun nicht mehr zur Kirche. Nun lud ich die Gemeinde dazu ein, den Gottesdienst auf dem Vorplatz und dem Hinterhof des Kirchengebäudes zu feiern. Wir sassen dort auf dem Boden. Sogar in der Regenzeit beteten wir mit unserem Regenschirm oder mit einer Plastikplane über dem Kopf.

Die Leute in der Umgebung begannen über uns zu reden. Sie fragten sich, warum wohl die Kirche geschlossen sei, warum es verboten sei, sich drinnen zu versammeln.

Einmal, als wir einen Sonntagsgottesdienst feierten, kam eine Gruppe junger Muslime. Einige von ihnen hatten Stöcke dabei. Sie erklärten, wir als Christen müssten diese Gegend verlassen, denn dies sei muslimisches Gebiet.

Auf dem Gelände der Kirche befindet sich ein Brunnen. Zu jener Zeit war es der einzige Brunnen für die Umgebung. Die meisten Menschen, die Wasser aus unserem Brunnen brauchten und darauf angewiesen waren, gehörten zur muslimischen Gemeinschaft.

Die Leute, die Tag für Tag das Wasser aus unserem Brunnen holten, erzählten dann ihrem Führer, sie hätten immer noch Wasser aus unserem Brunnen, obwohl das Kirchengebäude geschlossen worden sei.

Nach etwa acht Monaten kam der muslimische Führer zu mir: «Bruder, ihr Christen seid gute Menschen. Wir erkennen, dass ihr ein Teil unserer Gemeinschaft seid. Eure Leute arbeiten mit uns zusammen. Und noch etwas möchte ich euch sagen: Wir haben zwar eure Kirche geschlossen. Aber das Wasser aus eurem Brunnen fliesst immer noch. Es gibt unseren Leuten in dieser Gegend Leben. Ich entschuldige mich für das, was geschehen ist. Wir haben beschlossen, dass ihr eure Kirche wieder benutzen dürft.» 

Bald darauf durften wir ein Kreuz anbringen, als Zeichen, dass dies eine Kirche ist.

Eine Friedenskirche zu sein, bedeutet nicht, dass wir still sein müssen. Wir müssen aktiv sein, um ein Teil der Gemeinschaft zu sein, und zeigen, dass wir sie lieben. Die Bedeutung der Liebe muss durch unser Leben sichtbar werden.


[1] Adi Walujo - Anabaptistwiki
[2] Adi Walujo ist Pastor in der GITJ (Gereja Injili di Tanah Jawa) oder der Javanesischen Mennonitischen Kirche in Indonesien, einer Kirche, die um die 65'000 Mitglieder zählt.