Der Frondeur

Rudolf von Tavel (1866-1934)

Francke Verlag Bern, 1952. 1. Auflage 1929 (s.a. Projekt-Gutenberg)

«Der Frondeur» wird in der Literatur auch als Täuferroman bezeichnet, doch treten im Laufe der Erzählung die Täufer selten auf – erst gegen Ende des Romans werden sie wichtig und ihre praktische Hilfe bewirkt eine Umkehr bei der Hauptperson, dem Herrn Heros Herbort.

Heros, der schon vorher in fremden Kriegsdiensten war, will auf die ihm eigene herrische Art seine Untergebenen führen. Doch sympathisiert er auch mit den Bauern und Täufern und steht den Bernern eher kritisch gegenüber – er sieht sich als «Frondeur», eine Art Aufständischer.

Er verlässt seine Familie und wird Söldnerhauptmann in Venedig. Dort landet er im Gefängnis, weil er sich für seine Täufernachbarn eingesetzt hat, die auf die Galeeren gebracht werden sollen. Bei seiner Rückkehr ist seine Frau gestorben, den Sohn trifft er sterbend an – vergiftet durch ein Mädchen, das er verführt hat.

Schliesslich sind es die Täufer, die ihn retten:

Auf dem Friedhof Würzbrunnen bleibt er, halb wahnsinnig, bei den Gräbern von Frau und Sohn. Die Täufer der Umgebung bringen ihm zu essen. Er erfährt eine Läuterung, verlangt nach Gnade und Taufe, - und schliesslich erscheint die Tochter mit seinem kleinen Sohn und holt ihn zurück in den Hof.

I halber Höchi vom Bärg chöme Lüt underem Vorschärme vomene Burehus vüre. Im Gänslimarsch gange si uf mene schmale Wägli dem Bort nah. Alti Manne mit Chranzbärt, jungi, chreftigi Bursche, Froue, e längi, längi Zylete. Verwunderet luege die vo der Turnälle ne zue. Si verteile sech und verschwinde nah-ti-nah.

«I weiss, was das isch,» seit der Herr Heros, «das sy Töufer. Die hei gwüss hie ne Versammlung gha.»

«Isch das nid verbotte?» fragt mit Yfer der Gideon.

Text Buchumschlag Le Frondeur

Text des Buchumschlages von «Der Frondeur».

«Es wär wohl», antwortet ihm der Papa. «Si trybe nes gfährlechs Spil. Aber lue, wenn me gseh und erläbt het, was i, so lehrt me d’Lüt la mache. Wär weiss, ob die dahinde nid besser verstande, was ne der lieb Gott z’säge het, als mir i üsne Chilche, wo di Herre Predikante mängisch besser wei wüsse, was i der Bibel steit, als Gott sälber. — Und daß si sech im Wasser vo ihrne Bärgbech löi la toufe — warum nid? Das gfallt mir de no grad. Das ghört so derzue. Es isch alles so wahr und luter by ne.»[1]

Heros trauert auf dem Friedhof Würzbrunnen um seinen Sohn und seine Frau:

Alli di Tag het er öppis brüetet. Geng und geng wieder isch er i syne Gedanke bi de Töufer gsi, het a ne-n-umegstudiert, wie si sech i de Bärgbech löje toufe, wie ne das ruuche Wasser d’Sündelascht abeschwemmi und si de mit dem Glouben a nes heiligs Läbe chönnen ufstah. — I muess o ne Toufi ha, seit er sech, wenn i no läbe söll. Entweder nimmt’s’mi jitz ganz undere, oder es muess en Erlösung cho. Ne Toufi mit Füür und Wasser, mit däm Wasser, wo das Land hie tränkt und sägnet.[2]

Er weiss jitz, dass er tief gnue i Spiegel vo sym Läbe gseh het und dass er gar nütmeh Guets dranne gfunde het, gar nütmeh. Es het ne kei Blitz erschlage, und doch het er di troffene Tanne ganz nach im Zersplittere ghöre schreie. Er het mr mys Läbe wieder i d’Hand gleit, es neus.[3]


  • [1] Der Frondeur, S.81
  • [2] S. 386
  • [3] S. 388