Einleitung

Mit Schimpf und Schande bedacht, von den Mächtigen verketzert und verdammt und buchstäblich in die Enge getrieben - was hält eine Gemeinschaft da noch zusammen?

Was half der Gemeinschaft der Täuferinnen und Täufer zu überleben?
Was nährt und trägt sie - damals und heute?

Mennonitischer Frauenchor

Besonders in schwierigen Zeiten spielte das gemeinsame Singen eine wichtige Rolle für den Durchhaltewillen.

Mennonitischer Frauenchor in der ehemaligen Sowjetunion, 1966.

(Fotosammlung Mari Friesen).

LOBEN – das heisst in der täuferischen Welt seit Jahrhunderten Singen! In frohen und in schweren Stunden begleitete die Musik Menschen auf ihrem Lebensweg. Zahlreiche «Täuferlieder», viele davon im Gefängnis geschrieben, zeugen vom Leiden und der Zuversicht der Verfolgten.

Instrumente waren oft nicht vorhanden. So entwickelte sich eine Kultur des unbegleiteten Gesangs. Obwohl heute auch moderne Musikstile in den Gottesdiensten erklingen, hat der gemeinsame vierstimmige Gesang vielerorts noch einen hohen Stellenwert und ist für viele Menschen Teil ihrer spirituellen «Heimat».

Ein wichtiges Element war und ist der gemeinsame Gottesdienst mit Gebet, Bibellektüre, Predigt und Gesang. Viele alte Gebets- und Gesangbücher wurden auch auf einsamen Bauernhöfen gebraucht, und das Bibelstudium und gemeinsame Suchen nach der Bedeutung der «Schrift» sind bis in die heutige Zeit üblich und wichtig.

Was die Gemeinschaft und die Einzelnen nährt und trägt, ist die Liebe Gottes zu allen Menschen und zur gesamten Schöpfung. Dieses Sich-Selbst-Geliebt-Wissen ist der Grund für alles eigene LIEBEN. So sollen auch Gastfreundschaft, Nachbarschaftshilfe, Feindesliebe und das Bewahren der Schöpfung ein Ausdruck und eine Folge der Liebe Gottes sein.