Dirk Willems

Die biblische Botschaft von Frieden und Versöhnung war für viele täuferische Gemeinschaften von zentraler Bedeutung. Was es bedeuten konnte, auch „den Feind“ zu lieben und „Böses nicht mit Bösem zu vergelten, sondern durch Gutes zu überwinden versuchen“ – das erfuhr der niederländische Täufer Dirk Willems am eigenen Leib.

Bild von Dirk Willems 1569 aus dem Märtyrerspiegel

Dirk Willems rettet seinen Verfolger (Jan Luykens Kupferstich im Märtyrerspiegel).

Im bitterkalten Winter 1569 gelang ihm die Flucht aus dem Gefängnis, nachdem er kurz zuvor zum Tod verurteilt worden war. Als er seinen obrigkeitlichen Häschern zu entkommen versuchte und sich über die zugefrorenen Kanäle absetzen wollte, brach hinter ihm das Eis unter dem Gewicht seines Verfolgers ein.

Dirk Willems zögerte, ob er nun Gott danken sollte für diese wundersame Rettung. Er entschied sich anders, kehrte um, zog den ertrinkenden „Täufer-Jäger“ aus den kalten Fluten und entriss ihn dem sicheren Tod. Anstatt ihm nun aber aus Dank die Freiheit zu gewähren, wurde Dirk Willems sogleich wieder verhaftet und kurze Zeit später sogar hingerichtet.

Die Illustration von Jan Luyken [1649-1712] ist nicht nur eine der bewegendsten bildlichen Darstellungen zur Täufergeschichte: Sie hat seither weltweit zahlreiche Generationen herausgefordert und inspiriert, über ein Leben des Gewaltverzichts und des christlichen Friedenszeugnisses nachzudenken – und über den Preis, den man dafür zu zahlen bereit war.[1]


[1] Vgl. zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema : Ian Huebert, Kevin Enns-Rempel, John Blosser: Views from a pond: the Dirk Willems variations. What might Dirk have done? Mirror for reluctant martyrs, in: Pacific Journal 4 (2009): 1-11 (URL: http://hdl.handle.net/11418/442 )