Scheidlieder
Abschiedsschmerz – beim Weg ins Gefängnis, auf die Galeeren, in ein unbekanntes Land, auf der Flucht, beim Sterben, viele Abschiedslieder- und -briefe sind so entstanden.
Im Roman «Die Furgge» von Katharina Zimmermann etwa erklingt «Ein Hertzensweh mir überkam» auf dem Schiff der Auswanderer.
«Weil nun die Zeit vorhanden ist» singen die Auswanderer auf dem Schiff in «Passion in Bern» von Walter Laedrach: Eine Frau stirbt und wird am Ufer verscharrt. Ihre Mitreisenden müssen auf dem Schiff bleiben; doch sie singen ein Scheidlied.
Ein Hertzensweh mir überkam
Im Scheiden über d Massen.
Als ich von euch mein Abschied nam
Und dessmals müsst verlassen.
Mein Herz war bang, beharrlich lang,
es bleibt noch unvergessen.
Ob scheid ich gleich, bleibt s Herz bei euch.
Wie sollt ich euch vergessen.
Quelle: Ausbund Nr. 134, Strophe 2 von «Lebt friedsam, sprach Christus, der Herr», im Ton «Erzürn dich nicht, o frommer Christ». (Audio: Adaption in moll)
Weil nun die Zeit vorhanden ist
Dass wir hier müssen scheiden
So wöll uns Gott zu dieser Frist
Genädiglich geleiten.
Nach dem wir gehen von diesem Ort,
in Lieb erhalt uns immerfort,
durch Jesum Christum, Amen.
Quelle: Ausbund Nr. 135, im Ton «Wenn mein Stündlein vorhanden ist», Anfang- und Schlusszeilen. (Audio: Vierstimmiger Choralsatz)